N E G R O M – 7 1 0 2 T F N U K U Z 80 81 Fortführung der eigenen operativen Abfallbehandlung Zum Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts war nicht klar, wie sich der Kreis Minden-Lübbe- cke mit seiner Abfallwirtschaft aufstellen sollte. Es musste die Grundsatzfrage beantwortet werden, ob wir, vor dem Hintergrund der TA Siedlungsabfall und des gerade in Betrieb genommenen zweiten Bauab- schnittes der Deponie Pohlsche Heide, selbst in eine Vorbehandlungsanlage investieren, oder den Abfall an den Markt stellen sollten. Attraktive Angebote von umliegenden Müllverbrennungsanlagen lagen da- mals vor. Der Kreis mit seiner Einwohnerzahl von ca. 310.000 hatte für eine eigene Müllverbrennung nicht ausreichend Abfallmengen zur Verfügung und wollte seinen Bürgern auch keine Müllverbrennungsanlage auf dem Kreisgebiet zumuten. Insofern verfolgten wir äußerst interessiert die Entwicklung einer neuar- tigen Abfallbehandlungstechnik, die als „Kalte Rotte“ bezeichnet wurde. Im Übrigen gab es vielverspre- chende Anlagen dieser Technik im benachbarten Niedersachsen. Der benachbarte Landkreis Diepholz betrieb eine solche Anlage in seinem Entsorgungs- zentrum in Bassum. Da für eine solche Anlage weni- ger Investitionen aufzuwenden sind, entschied der Kreistag, dass das Konzept auch für den Landkreis Minden-Lübbecke mit seinen Abfallmengen mach- bar sei. Über eine groß angelegte Machbarkeitsstudie kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir mit ähnlichen Behand- lungskosten wie in der Müllverbrennung zu rechnen hatten, hätten aber keine Sonderabschreibung für die Deponie auslösen müssen. Des Weiteren war es dem Kreis Minden-Lübbecke und insbesondere dem Kreistag ein Anliegen, selbst operativ in der Abfall- wirtschaft tätig zu sein. Dabei war das Ziel, selbst eine Wertschöpfung zu betreiben und Arbeitsplätze – wie auch Aufträge – für die heimischen Betriebe zu generieren. Nachdem der Kreistag im Landkreis Minden-Lüb- becke beschlossen hatte, selbst operativ in der Ab- fallwirtschaft tätig zu bleiben und die Abfälle nicht an den Markt zu stellen, begrüßten wir die Gründung der ASA, sind umgehend als Gründungsmitglied beigetreten und haben Vorstands- und Arbeitsgrup- pensitze eingenommen. Ganz entscheidend für uns war, dass neben der Aussage der TASi, dass nur noch 3 % organischer Anteil des Trockenrückstandes – gemessen als TOC – im Deponat sein durfte, eine für die MBA-Technik erreichbare Größe aufgenommen wurde. Insofern waren die Aktivitäten der ASA für uns von elemen- tarer Bedeutung und haben uns letztendlich mit der Abfallablagerungsverordnung und der Festlegung eines Ausnahmewertes von 18 % TOC neben anderen den rechtlichen Rahmen geschaffen, die MBA Pohl- sche Heide zu realisieren. Die Schließung der Deponie Pohlsche Heide erübrig- te sich mit dem Baubeschluss zur Umsetzung der MBA Pohlsche Heide. In dieser Situation war es für uns wichtig, eine Mög- lichkeit zu finden, um mit Anlagenbetreibern in einen Erfahrungsaustausch zu kommen. Diesen Erfah- rungsaustausch bietet uns die ASA. Hier konnten Lösungsansätze offen, ohne Konkurrenzsituationen, besprochen und diskutiert werden. Unsere MBA ist in ihrer Grundausrichtung auf Basis der auf anderen Anlagen gemachten Erfahrungen entstanden. So haben wir Erfahrungen aus bei- spielsweise Rotteanlagen mit einem sehr hohen Technisierungsgrad erhalten und letztendlich unse- re Anlage anders konzipiert, was sich als der richtige Weg herausstellte. Zusammen mit unseren Planern machten wir uns regelmäßig auf die Reise und ha- ben technische Lösungsansätze begutachtet. Die damals noch überschaubaren Mitgliedsbetriebe der ASA und viele andere, die später auch Mitglieds- betriebe wurden, haben hier bereitwillig Auskunft gegeben. Mit diesem wertvollen Erfahrungsschatz im Rucksack hatten wir Sicherheit und konnten die Anlage konzipieren und umsetzen. Einige MBA- Betreiber hatten in der Anfangsphase mehr Start- schwierigkeiten als wir, was uns in die glückliche Lage versetzte, dass wir sogar Abfälle aus ver- schiedenen anderen Anlagen mitverarbeiten konn- ten. Insbesondere haben wir den Vorteil, die bei uns installierte Vergärungsstufe in die Waagschale werfen zu können. Diese Anlage nach dem DRANCO- Verfahren hatten wir in Kaiserslautern und Bassum besichtigt und waren von dem Aufbau und den dor- tigen Erfahrungen überzeugt. Bereits in recht frühen Planungsstadien haben wir uns entschieden, nicht nur auf den Hausmüll zu setzen, sondern auch die heimische Wirtschaft zu berücksichtigen. Die dortigen Verbände haben für die Abfallbehandlung ein entsprechendes Kontingent eingefordert. Dem wurde Rechnung getragen durch die Installation einer Gewerbemüllaufbereitungsan- lage, die zunächst nur entschrottete und zerkleiner- te. Damals haben wir die in den Vorjahren deponier- ten Gewerbemüllmengen als Maßstab angesetzt. Unmittelbar nach der Inbetriebnahme im Jahre 2005 wurde im Jahre 2006 diese Gewerbemüllauf- bereitung ergänzt durch eine neue Siebanlage und